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in Schaltung
Paul USA Schaltwerk - die Schönheit in Präzision
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Paul Components Schaltwerk (Quelle: privat) |
Für Amerikas Bikeszene war es die Sensation des Jahres 1995. Auf der Messe in Anaheim präsentierte Paul Price das erste Schaltwerk made in USA. Im Gegensatz zu den Europäern, denen Sachs und Campagnolo das komplette Euro-Bike ermöglichten, fehlte den Erfindern des Mountainbikes in Übersee bisher das entscheidende Teil. Ausgerechnet das Schaltwerk, das technisch anspruchsvollste Teil des Bikes, mussten die Amerikaner aus Japan importieren. Der Traum des „all american bikes“ scheiterte an Shimanos patentgeschützten Meisterwerken. Mit Pauls Schaltwerk ging der Wunsch nach dem kompletten US-Bike in Erfüllung. Allerdings zu einem stattlichen Preis: Unter 800 Mark war „Paul's Derailleur“ wohl nicht zu haben.
Der Namensgeber war gleichzeitig auch der Erfinder: Paul Price aus Chico in Kalifornien wagte sich mit seinem Powerglide-Schaltwerk an das schwierigste aller Biketeile. Grundlegend Neues war aber nicht dabei herausgekommen. Wie Shimano, Sachs und Campagnolo arbeitete auch Paul mit dem Prinzip des Parallelverschubs, um die Kette von Ritzel zu Ritzel zu bewegen. Anders als bei den etablierten Herstellern war vor allem die Optik. Paul verwendete keine Gussteile, sondern fräste seine Gehäuseteile aus einem Aluminiumblock. Computergesteuerte CNC-Fräs- und Drehmaschinen bearbeiteten die aufwendigen Aluminiumteile mit höchster Präzision. Diese Fertigungstechnik gab dem Schaltwerk ein sehr kantiges Outfit. Im Vergleich zu den polierten Konkurrenzprodukten wirkte Pauls Konstruktion sehr technisch und präzise.
Aufbau und Technik
Das Paul Schaltwerk ist ein Powerglide - Schaltwerk wie die Shimano - Schaltwerke des gleichen Jahres und arbeitet mit einem Parallelkörper für die Gangwechsel. Der wesentliche Unterschied liegt in der Optik des Paul Schaltwerkes. Denn es werden keine Gußteile verwendet sondern alle Teile des Schaltwerkes werden CNC - gefräst aus Aluminium-Blöcken. Dadurch sieht das Schaltwerk sehr kantig und wuchtig aus, wenn man es z.b. mit dem eleganten Shimano M900 - Schaltwerk vergleicht. Dennoch ist die Verarbeitung sehr exakt mit minimalen Toleranzen, die Lager sind gegen Dreck geschützt.
Ein Vorteil des Aufbaus von Paul Schaltwerken: jedes der 42 Ersatzteile konnte einzeln nachgekauft und ausgetauscht werden. Dies war sogar für den halbwegs versierten Bikeschrauber möglich. Der modulare Aufbau des Paul Schaktwerks erlaubte auch verschiedenste Designs durch alle möglichen Farbkombinationen, z.b. das sehr kultige Rasta - Design, was man immer mal wieder im Angebot sieht.
Das Übersetzungsverhältnis gleicht denen der Shimano - Schaltwerke, man konnte das Schaltwerk mit den gängigen Shimano Raipdfire - Schalthebeln oder auch mit den Gripshift - Drehschaltern problemlos nutzen. Das Schaltwerk arbeitet sehr präzise unter allen Bedingungen (so die Tests jener Zeit). Das Schaltniveau liegt in 1995 auf dem der XTR.
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Paul Components Schaltwerk "Rasta" (Quelle: privat) |
Besonders beliebt war das "Rasta" - Design der Paul Components, angelehnt an die Jamaika - Farben.
Typische Fehler und Verschleiß
Das Schaltwerk ist im "Bike - Betrieb" den üblichen Gefahren ausgesetzt. Von Stössen / Stürzen mal abgesehen, können nach einiger Zeit die Lager ausleiern und die Spannung der Zugfeder nachlassen. Theoretisch können diese Parts dann einzeln ausgetauscht werden, dies dürfte mittlerweile aber auch nicht mehr so einfach sein. Die Eloxalschicht lässt bei Beanspruchung auch hier und da mal nach. Allerdings liegen die meißten Paul - Schaltwerke eh in der Vitrine oder sind an Showbikes montiert.
Kostet...
Bei Markteinführung 1995 lag der UVP bei ca. 800 DM, also ca. 3x so viel wie das XTR Schaltwerk. Heute starten die Angebote für ein gut erhaltenes Paul Schaltwerk bei min. 400 EUR, eher 500 EUR und mehr.
Die Schaltwerke von PAUL gehören zu den Parts, von denen Retro-Fans träumen und die jeder, der damals schon mit dem Bike unterwegs war, sich gerne in die Vitrine legen möchte. Wohl dem, der schon eins hat